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Ein eigenwilliger Bauer setzt beim Bau seines Kuhstalls ganz auf Holz

Den neuen Laufstall für seine Kühe wollte der Innerschweizer Milchbauer Willy Helfenstein komplett mit Holz aus Wäldern der Umgebung bauen. Selbst bei den Schalungstafeln für die Güllegrube aus Beton gab es für ihn keine Kompromisse.

Von Anita Merkt* | Wer Dinge anders angehen will als allgemein üblich, braucht eine starke Überzeugung und Durchhaltewillen. Beides hat Willy Helfenstein an den Tag gelegt, als er seinen neuen Kuhstall plante und baute. «Mich hat es immer gestört, dass das Holz aus unseren Wäldern nichts wert sein soll», sagt der Landwirt vor seinem Hof in der Nähe von Malters. Neben seinem Milchbetrieb arbeitet Helfenstein gern und oft im Wald, um Holz zu schlagen. «Der Preis, den wir für das Holz einlösen, deckt nicht einmal die Kosten für die Maschinen und die Arbeit. Gleichzeitig importieren wir Rohstoffe, deren Abbau der Umwelt schadet oder Kriege finanziert», sagt er. Was seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine vielen ins Bewusstsein gerückt ist, bewegte ihn schon vor eineinhalb Jahren zum Bau seines neuen Laufstalls aus Holz, das zum Teil aus seinem eigenen Wald stammt. Den Rest haben benachbarte Waldbesitzer beigetragen. 

Bei der Planung holte sich Helfenstein Unterstützung von einem Zimmermann und einem Metallbauunternehmen – mit der Auflage, anstelle von Metall und Beton wo immer möglich einheimisches Holz zu verwenden. «Das habe ich im Werkvertrag mit dem Bauunternehmen festgehalten», sagt Helfenstein. Als ein Subunternehmer für die Betonschalung der Güllegrube Holztafeln aus Österreich einsetzen wollte, gab es vom Landwirt ein Njet. «Es ergibt doch keinen Sinn, dass man die Schalungsplatten über Hunderte von Kilometern herankarrt», erklärt der Bauer, der inzwischen auf biologische Tierhaltung umgestellt hat. «Das Werk, aus dem die Schalungsplatten schliesslich kamen, ist hier im Kanton in Buttisholz.» Er und seine Kollegen seien schliesslich auch froh, dass die Holzbaufirma das Käferholz aus der Umgebung 
kaufe, erklärt er. 

Den Begriff «lokale Wertschöpfung» nimmt Helfenstein nicht in den Mund. Aber es ist ihm wichtig, dass der einheimische Rohstoff von lokalen Firmen verarbeitet wird. «Das schafft Arbeitsplätze hier in der Region und richtet anderswo keinen Schaden an», ist er überzeugt. 

Fast alles aus lokalem Holz

Einzig die OSB-Platten für das Dach des Stalls, der gleichzeitig als Scheune für Heu- und Strohballen dient, stammen aus dem Ausland. Die Balken für das Dach, die Stützbalken, die Wände und selbst die Futtergitter und die Boxenbügel sind aus lokalem Holz. Für die Stallwände und den Zwischenboden hat Helfenstein Fichtenholz verwendet, die Futtergitter und die Boxenbügel sind aus Esche. Wo das Holz auf dem Betonfundament aufliegt und besonders feucht wird, hat Helfenstein Eichenelemente verwendet, die er zusätzlich mit Buchenholzteer imprägnierte. Ausserdem schützt eine Folie aus Dachpappe die Tragekonstruktion vor Feuchtigkeit von unten. Die runden Stützpfeiler aus Weisstannen, die Helfenstein selbst gefällt und entrindet hat, stehen auf einem ebenfalls runden hüfthohen Betonsockel. «Zuerst wollte ich auch für die Deckenbalken Rundholz einsetzen und selbst schälen», erinnert sich Helfenstein. Heute ist er froh, dass er darauf verzichtet hat. «Das hätte ich niemals rechtzeitig zur Aufrichtung geschafft», schmunzelt er. 

Der 13 Meter hohe Holzbau wurde von der Zimmerei Schmid und Rüssli in zwei Monaten aufgerichtet. Das Holz dafür ist schon vor Baubeginn massgerecht zugeschnitten worden. Die stärkeren Balken des zentral auslösbaren Fressgitters für 34 Kühe hat Helfenstein mit Nut und Kamm zusammengefügt. «Zuerst wollte ich die Längs- und die Querelemente verleimen, aber dann habe ich sie lieber verschraubt», erklärt der Bauer und Handwerker. Da Holz sich in der Länge anders bewege als in der Breite, «hätte es mir sonst womöglich das 40 Meter lange Gitter verzogen». Insgesamt ist der Laufstall 42 Meter lang, 13 Meter hoch und 14 Meter breit. Auf dem Dach liess Helfenstein eine Fotovoltaikanlage installieren.

Boxenbügel aus Esche

Der Landwirt beobachtet, dass seine Kühe sich in den neuen Freilaufboxen gerne hinlegen. Das liege wohl daran, dass die Tiere beim Hinlegen nicht an harte Metallstäbe stossen, sondern an die Boxenbügel aus Esche, die etwas nachgeben. Auch das Melken funktioniere sehr gut. «Dank des nicht leitenden Holzgitters können die Kriechströme des Melkstandes die Tiere nicht erreichen und sie bleiben, bis das Euter ganz leer ist», freut er sich. 

Ob er überlegt habe, auch das Fundament und den Stallboden aus Holz zu bauen? Nein, sagt Helfenstein. «Ich habe nicht grundsätzlich etwas gegen Beton. Da, wo er sinnvoll ist, soll man ihn auch einsetzen.» Weil er immer sehr feucht wird, ist auch der Spaltenboden in den Boxen, den Laufgängen und im Aussenbereich aus Beton. Nach seinen heutigen Erfahrungen würde Helfenstein jedoch den Milchraum ebenfalls aus Holz bauen. Denn: «Er wird gar nicht so feucht, wie ich dachte.» Damit die Feuchte abziehen kann, verläuft das Fichtendach schräg nach oben zum Fenster. Am Baustoff Holz gefällt Helfenstein, dass man ihn noch als Brennholz verwenden kann, wenn er als Baumaterial ausgedient hat. Holz von vornherein zu verbrennen, findet der Waldbesitzer dagegen sehr schade. 

  • Anita Merkt ist feste freie Mitarbeiterin von „Wald und Holz“ und „La Forêt“

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